Damals in Dar Es Salaam

P-Seminar Dialog der Kulturen kehrt von der Austauschreise 2014 zurück

Nach einer aufregenden und auch anstrengenden Anreise von über 24 Stunden mit dem Auto, dem Flugzeug und dem Bus, ist unser Trupp von 11 Schülern und 3 Lehrern am Montagabend in Daressalam angekommen. Wir wurden mit Temperaturen um 35 Grad empfangen und ließen den Abend mit einem typisch afrikanischen Abendessen – Chicken and Chips - ausklingen. Die folgenden Tage starteten wir mit einem Frühstück im Hotel und unserem 15 minütigen Weg zur Mädchenschule „Jangwani Secondary School“. Dort kamen wir am ersten Tag völlig erschöpft von der Hitze und dem großen Getümmel auf den Straßen Daressalam an und wurden von der Direktorin sowie einer Schulklasse der Form 6 (entspricht unserer 12.Jahrgangsstufe) sehr herzlich mit Gesang empfangen. Der Dialog der Kulturen begann auch sofort mit Referaten und Vorstellungsrunden über die Heimatländer Tansania und Deutschland, mit Diskussionen über politische Systeme und Menschenrechte und mit dem Vergleich des alltäglichen Lebens der Schüler. Regen Meinungsaustausch gab es vor allem zur Stellung der Frau in der modernen Gesellschaft Europas im Gegensatz zu ursprünglich traditionell gebundenen Familienkonstellationen in Tansania. So überraschte uns ein Junge aus unserer zweiten Partnerschule, der Azania Secondary School, mit der Frage, wie wir die Sitte der Massai beurteilten, dass verschiedene Männer eines Dorfes ohne Weiteres zur Frau eines Mannes eingehen dürften, wenn dieser nicht da sei. Dieser würde sogar das Kind eines Anderen annehmen und großziehen. Wir reagierten ganz unterschiedlich zwischen völliger Ablehnung dieser Sitte und dem Versuch, herauszufinden, warum dies für die Massai sinnvoll sein könnte.

Auch die unterschiedlichen Wirtschaftssysteme wurden nach Aufbau und Erfolg genauer besprochen. Am Donnerstag durfte unsere Gruppe an der Graduation der Form 4, eine festliche Zeremonie zum Abschluss der zehnten Klasse, teilnehmen. Auch wir trugen mit einer Gesangseinlage zur Feier bei, welche aber nicht mit den großartigen Darbietungen der Schule verglichen werden konnte. Am letzten Tag in der Stadt besuchten wir zwei bis drei tansanische Schülerinnen und Schüler in kleinen Gruppen privat zu Hause. Für alle stellte dies eine ganz besondere und nahe Erfahrung mit dem Lebensstil der Afrikaner dar. Hierbei kamen zum einen die ärmlichen, slumartigen Lebensverhältnisse einiger Familien, wie auch nahezu europäischer Lebensstandard zum Vorschein. In der Woche in Daressalam erlebten wir neben dem schulischen Tagesablauf auch das Treiben Daressalam, welches trotz der chaotischen und verdreckten Verhältnisse auf den Straßen durch die lebensfrohen, offenen und freundlichen Menschen faszinierte. So lernten wir den typisch afrikanischen Markt, kleine afrikanische Geschäfte mit Stoffen, Gewürzen, Kleidern und typischen Speisen kennen. Am Samstag brachen wir zum Kipipeo-Beach auf, um dort am Meer für einen Tag die bisherigen Eindrücke zu besprechen, zu reflektieren und gemeinsam zu ordnen. Am Montagmorgen um 4 Uhr traten wir per Bus die lange Reise nach Nkweseko nahe der Stadt Moshi an. Die 12-stündige Fahrt lohnte sich aber alle Male, als wir am späten Abend die wunderschöne Landschaft am Kilimandscharo und die gemütliche Unterkunft bestaunen konnten. In unserem Dorf besuchten wir mit Mitbringseln und viel Vorfreude beladen den Kindergarten und das Waisenhaus. Mit Gesang und Spielen konnten wir den Kindern im Alter von  1-5 Jahre eine große Freude machen. Außerdem erkundeten wir die malerische Natur, eine Klima- und Naturforschungsstation und lernten beim Besuch eines Kaffeebauern den Kaffeeanbau, die Ernte und die Verarbeitungsschritte bis zur fertigen Bohne kennen. Ein Ziel unseres Seminars ist es nämlich, den ungerösteten Kaffee in Bamberg über eine Rösterei zu vertreiben. Hierbei wird für mehr Unabhängigkeit und faire Bezahlung der Bauern gesorgt. Zudem kann so der erzielte Gewinn zur Finanzierung der folgenden Tansaniareisen beitragen. Jeden Abend trafen wir uns zu unseren Reflexionsrunden um das Erlebte miteinander zu teilen und zu verarbeiten. Daressalam erschien uns dabei wegen der vielen neuen Eindrücke schon Wochen her zu sein, sodass wir nicht selten von „Damals in Daressalam“ sprachen.

Am Donnerstagmorgen fuhren wir für zwei Tage in die Nationalparks Tarangire und Ngorongoro. Während der Safari durch zwei sehr gegensätzliche Naturgebiete zeigte sich die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt Tansanias. Im Tarangire Nationalpark sahen wir eine Savannenlandschaft mit ihren Bewohnern wie Giraffen, Elefanten, Affen, Büffeln und Antilopen. Am zweiten Tag im Ngorongoro Krater konnten wir ein in sich stimmiges, abgeschlossenes Ökosystem mit einem harmonischen Zusammenleben der Tierwelt und auch im Einklang mit den traditionellen Massai-Stämmen erleben. Am Samstag nach der Safari besuchten wir die Stadt Moshi und konnten letzte Mitbringsel für unsere Familien erschachern.

Am Sonntag nahmen wir am Gottesdienst teil und kochten am Nachmittag mit den Frauen des Dorfes ein traditionell afrikanisches Abendessen.  Auf der Rückreise bot sich noch einmal die Gelegenheit  über die vergangenen 18 Tage zu sprechen, mit dem Fazit: Es war für alle sehr beeindruckend, dass wir in dieser kurzen Zeit so viele vielfältige Einblicke in die Kultur, Natur und Lebensweise der Tansanier erfahren konnten. Falls man diese Reise versuchen wollte, in Worten zu beschreiben: eine unglaubliche, kaum widerzugebende, lehrreiche und faszinierende Zeit, die einmalig und unvergesslich ist. Diese Tansaniareise ist eine Lebenserfahrung, die uns ein Leben lang begleiten wird.