Kurzbericht zu Fahrt des P-Seminars „Dialog der Kulturen“ nach Tansania vom 08.06. – 22.06.2022

Tansania – ein Sehnsuchtsort und Traumziel vieler Reisemagazine, besucht von Touristen aus aller Welt, um auf Safari die afrikanische Tierwelt kennenzulernen oder den Kilimandscharo zu besteigen. Wir hatten mit unserem P-Seminar allerdings die Gelegenheit, Land und Leute von einer ganz anderen Seite kennen zu lernen.

Eine Woche intensiver Austausch mit den Schülerinnen der Jangwani Secondary School in Dar es Salaam – gemeinsam verbrachte Freizeit in den Familien – das Leben im turbulenten Viertel Kariakoo – die freundliche und neugierige Offenheit auf den Straßen – die positive fröhliche Lebenseinstellung trotz geringen Besitzes – das alles war sehr beeindruckend.

Aber von vorne. Am Mittwoch abgeflogen kamen wir am Donnerstag frühmorgens in Dar es Salaam (übersetzt aus dem arabischen „Haus des Friedens“) an und legten uns im Hotel nochmals kurz zu Ruhe, bevor wir uns gegen Mittag auf den Weg zur Schule machten. Auf diesem – für die nächsten Tage täglichen – Schulweg kamen wir am großen Kariakoo-Markt vorbei, dessen ursprüngliches Gelände allerdings abgebrannt und abgesperrt war, so dass sich die Verkaufsstände in die umliegenden Gassen ausgebreitet hatten. In der Schule wurden wir dann herzlich empfangen und wurden von unseren Gastgebern über das Schulgelände geführt. Hier nahmen wir dann auch unser erstes Essen ein, die Kantine spendierte uns frisches Obst und Gemüse, leckere Teigtaschen und so manch Unbekanntes. Unser Rundgang durch die Klassen führte dann schnell dazu, dass an Unterricht kaum mehr zu denken war, viele Schülerinnen schlossen sich unserer Gruppe an, so dass wir als fröhlich lärmender Haufen herumzogen.

Doch wir kehrten uns auch schnell wieder ernsthafteren Themen zu. In Kleingruppen und im Plenum diskutierten wir verschiedenste Aspekte unserer Kulturen und erarbeiteten dazu kurze Vorträge, um unsere Gedanken allen vorstellen zu können. Dabei haben wir kritische Themen nicht ausgespart: Bildungssystem, Unterentwicklung des Landes, Frauenrechte, Umweltverschmutzung und -zerstörung, Korruption, Armut haben wir intensiv diskutiert. Aber wir haben auch viel Persönliches wie die Lieblingsbeschäftigungen oder Leibspeisen unserer Austauschpartner erfahren, wie sie wohnen, wie sie zur Schule kommen und wie ihr Alltag aussieht. Jetzt können von ihnen nicht mehr nur von Partnern, sondern viel mehr von Freunden sprechen. Denn wir haben nicht nur über Unterschiede der Kulturen diskutiert, wir sind mit ihnen beim Quatschen, Kaffeetrinken, Singen und Sport richtig zusammengewachsen, sodass der Abschied nach einer Woche nicht ganz tränenfrei erfolgte.

Dennoch war es nach einer Woche in der größten Stadt Tansanias für uns auch sehr erholsam herauszukommen und im Anschluss eine mitreißende Safari genießen zu können. Auch wenn sich die Anfahrt etwas länger gestaltete und erst ein paar blinde Passagiere in Form eines Hahns und seinen Hennen (im Kofferraum) abgeliefert werden mussten, konnten wir am Abend bis in den Sonnenuntergang hinein den Zauber des Mikumi-Nationalparks erleben. Die Nacht verbrachten wir auf einem Campingplatz in Zelten und waren so dem sternenreichen Himmel Tansanias ganz nah. Am nächsten Tag gab es dann vom Zebra über den Elefanten und die vielen Giraffen bis zum Löwen und Krokodil vermutlich kein Tier, das wir im Mikumi Nationalpark, nicht gesehen haben.

Nach der Safari haben wir in der zweiten Woche die Dorfgemeinschaft der Kleinbauern in Nkweseko am Kilimanjaro besucht. Beim Kaffeebauern Furaha und seinem Sohn Noel durften wir den Prozess der Kaffeeherstellung von der Frucht am Strauch bis zum fertigen Pulver kennen lernen. Er ist auch einer der Kleinbauern, von dem wir den fairen Kaffee beziehen. Interessant war auch zu sehen, wie hier in den Kleingärten auf engstem Raum viele unterschiedliche Kulturpflanzen genutzt werden können – von der Ananas über den Kaffeestrauch und den Bananenstauden bis hin zu Tomaten- und Mangobäumen. Eine tragende Rolle vor Ort spielt die Kirchengemeinde. Hier besuchten wir den Sonntagsgottesdienst und durften uns vor der Gemeinde vorstellen und mit ihr singen und beten. Der Kindergartenbesuch liegt uns immer besonders am Herzen, hier singen und spielen wir gemeinsam mit den Kindern und unterstützen ihn auch mit Unterrichts- und Spielmaterialien. Zu Fuß erkundeten wir außerdem die Umgebung, wanderten zum Machame-Gate, dem Startpunkt für die Kilimandscharo-Besteigungen, begaben uns auf Expedition um einen „verschollenen“ Wasserfall zu finden und ließen uns zeigen, wie die Bauern vor Ort Felder neu anlegen und bepflanzen.

 

So hinterlässt uns unsere Fahrt nachdenklich und tief beeindruckt von den Menschen in diesem an Besitz so armen, aber an Herz so reichen Land.

 

 

Bail Johannes